Ja, den Presseleuten wurde der Film schon vor Ostern vorgeführt.
Kinostart ist am 6.5.2010
Die Bücher kenne ich nicht, was mir den Vorteil verschafft, den Film ganz neutral und frei von jeder vergleichenden Erwartung zu bewerten.
Von den Darstellern gefiel mir Justus Kammerer eindeutig am besten.
FILMBESPRECHUNG
Im Dachboden über einem chinesischen Restaurant hat das Tiger-Team sein Hauptquartier. Hier planen die jungen Wiener Nachwuchsdetektive Patrick, Luk und Biggi ihre Einsätze zur Aufklärung von kniffeligen Verbrechensfällen. Leibliche Stärkung finden die stets hungrigen Teenager bei Mae in der Küche des Lokals. Durch ein Mißgeschick fällt den Schülern genau zu Beginn der Ferien eine geheimnisvolle Drachenskulptur in die Hände. Sie war im Inneren einer Vase verborgen, welche die Restaurantbesitzerin Mae gerade von ihrem Onkel aus China bekommen hatte.
Luk stellt ein Foto von der Drachenfigur ins Internet, um mehr darüber herauszubekommen. Er wird schnell fündig: Der Drache ist einer von drei Schlüsseln zum Mondscheinpalast, welcher tief im Berg der 1000 Drachen verborgen ist. Dort soll der Legende nach seit Jahrhunderten ein Kindkaiser leben, dessen Ärzte bei der Suche nach einem Heilmittel für seine seltene Krankheit ein Elixier für Unsterblichkeit gefunden haben.
Um die zwei anderen Schlüssel aufzutreiben, müssen sich die drei Kids nach China begeben. Zum Glück veranstaltet der Wiener Zoo gerade die Verlosung einer Reise. Die Gewinner dürfen zwei für den Zoo bestimmte junge Pandabären aus der Aufzuchtstation von China nach Wien begleiten. Mit einem schlauen Trick ergattert sich das Tiger-Team den Flug nach Beijing. Dort treffen sie Maes Onkel Cheng.
Durch die Internetrecherche wurde dummerweise auch die in Beijing residierende Kosmetikfabrikantin Lady Q auf den Fund des Schlüssels aufmerksam. Schon seit vielen Jahren ist Lady Q hinter dem legendären Unsterblichkeitselixier her. Es würde sie zur mächtigsten Frau der Welt machen. Kaum ist das Tiger-Team in der chinesischen Hauptstadt eingetroffen, werden sie auch schon von Lady Q's erwachsenem Sohn Munroe und seinen Schergen verfolgt. Bevor sie begreifen, was vor sich geht, wird ihnen die Drachenskulptur gestohlen.
Dadurch lassen sie sich aber nicht von ihrem Vorhaben abbringen, den Aufenthalt in China zum Auffinden der zwei anderen Drachen zu nutzen. Onkel Cheng hatte seine Drachenfigur als Kind durch einen unheimlichen Zwischenfall erhalten. Er weiß auch, bei wem die anderen Stücke aufzuspüren sind.
Das Tiger-Team wird hartnäckig verfolgt und muß mit listigen Manövern die diebischen schwarzen Kämpfer abschütteln. Die Schurken von Munroe lassen die Kinder die Arbeit machen, um sich dann die gefundenen Schlüssel mit gemeinen Erpressungen zu ergaunern. Wenn sie alle drei Schlüssel in ihrer Gewalt hat, wird Lady Q das seit 600 Jahren verschlossene Tor zum Mondscheinpalast öffnen und sich des Unsterblichkeitselixiers bemächtigen können. Schon glaubt sie sich am Ziel, doch sie hat nicht mit dem Kampfgeist der drei mutigen Tiger gerechnet...
Indiana Jones war gestern. Hier kommt der Abenteuerfilm für das 21. Jahrhundert. Statt traditioneller fernöstlicher Atmosphäre erwartet den Besucher in China ein hypermodernes Stadtbild. Die chinesische Hauptstadt Beijing ist heute ein Moloch von Hightech Glaspalästen. Reste vom alten Beijing bekommt man im Film aber auch noch zu sehen. In den engen Gassen und Hinterhöfen der alten Bezirke finden die Verfolgungsjagden statt. Bei den Kampfszenen auf Straßen und Dächern fühlt man sich aber eher in einen billigen Hongkong-Streifen aus den 1980ern versetzt. Im Hinblick darauf, daß es ein Kinderfilm ist, konnte man natürlich keine echt brutalen Schlägereien veranstalten. So entstanden unfreiwillig komische Karikaturen von Prügeleien.
Auf die zwei so gegensätzlichen Gesichter des neuen und des alten Beijing folgt ein Ausflug in die pittoreske grüne Natur Chinas, was aus logistischen Gründen in Vietnam gedreht wurde. Es geht für die Kids im offiziellen Reiseprogramm zur Pandastation, und die liegt rein zufällig genau am Fuß des Bergs der 1000 Drachen. Dort läuft dann alles auf den schaurigen Höhepunkt zu. Atemberaubende Kulissen nehmen den Zuschauer zusammen mit den Akteuren im Inneren des Bergs gefangen. Mit einem für einen Kinderfilm ungewöhnlich hohen Aufwand wurde das fantastische Design des Mondscheinpalasts erschaffen. Die beeindruckenden Bauten können mit jeder großen internationalen Kinoproduktion mithalten. Im fulminanten Finale kämpft sich das Tiger-Team durch mörderische Hindernisse und Sicherheitssysteme aus Meisterwerken antiker Mechanik. Dabei sind sie die meiste Zeit Geiseln von Munroe und Lady Q. Wie schon beim Aufspüren der drei Schlüssel sollen die Kids die Drecksarbeit machen, und Lady Q will sich die Beute einstecken. Allerdings hat sie sich schwer getäuscht, wenn sie glaubt, sie habe es nur mit Kindern zu tun. Ihr etwas vertrottelter Sohn ist auch nicht der Hellste.
Das Tiger-Team besteht aus drei Teenies, deren Begabungen sich bestens ergänzen. Das Mädchen Biggi prescht stets mit Entschlossenheit voran und scheut kein noch so schwieriges Wortgefecht. Mit ihrem dreisten Verhandlungsgeschick trickst sie alle Gegner aus.
Patrick kann gut zulangen, wenn es darauf ankommt. Der schlagkräftige Junge setzt sich durch und geht keiner Herausforderung aus dem Weg. Zugleich ist Patrick auch der Ruhepol in dem Trio. So ganz paßt die insgesamt eher verhalten geschriebene Rolle des Patrick nicht auf Bruno Schubert. Der hochtalentierte Jungschauspieler geht hier ein bißchen unter, weil er am wenigsten Text und Präsenz hat. Ein Brüller ist Brunos Auftritt, wo er im Brautkleid über die chinesische Mauer stolziert. Das ist aber reine Komik.
Die herausragende Figur in dem Trio ist Luk. Ihm fällt in jeder Situation spontan etwas Schlaues ein. Der Part von Luk ist mit Justus Kammerer perfekt besetzt. Justus gewinnt mit seinem flinken, frechen Blick und mit seinem freundlichen Lachen große Sympathie. Den Charakter als Wissenschafts- und Technikfreak nimmt man ihm absolut ab.
Ob Iris Berben die erste Wahl für Lady Q ist, sei mal dahingestellt. Als professionelle, routinierte Schauspielerin beherrscht sie praktisch jede Rolle, läuft aber bei ihrer Vielseitigkeit bisweilen auch wie hier Gefahr, etwas zu steril am Drehbuch zu agieren. Für die Rolle in der Produktion ihres Sohns mußte sie sich höchstwahrscheinlich nicht wie die Kinder beim Casting gegen 1000 andere Bewerber durchsetzen.
Das Tiger-Team entspringt einer erfolgreichen Kinderbuchreihe, deren Autor es mit dem Drehbuch für die erste Leinwandadaption rundum gelungen ist, ein actiongeladenes Kinoabenteuer für das junge Publikum zu schaffen. Die abwechslungsreiche Reise gibt einen Einblick in die vielen Gesichter Chinas, wo sich die uralte Geschichte mit der rasanten Moderne kreuzt.
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