Und weiter gehts: Das gestrige Triple-Feature hat seine Spuren hinterlassen. Trotzdem folgt heute noch eines 8) . Erst noch ein Nachtrag zu Retribution wegen deiner Frage, David: Wie bereits erwähnt sind die Schockmomente eher spärlich gesät - gruseliger ist das sich schrittweise anbahnende Unheil. Nun aber zu den Filmen von gestern, die übrigens allesamt einen YS-Faktor aufweisen konnten.
Los gings mit
Joshua:
Der 9-jährige Joshua (Jacob Kogan in seiner ersten großen Filmrolle) ist ein überaus begabtes Kind. In der Schule läuft es bestens und am Klavier macht ihm ebenfalls niemand etwas vor. Und sowieso scheint alles in Ordnung zu sein in dieser Familie: Vater Brad ist ein erfolgreicher Banker und hinzu kommt der herzallerliebste Nachwuchs in Form von Baby Lily. Doch nach einem knappen Monat bröckelt die Freude etwas ab: Lily entpuppt sich als ewig schreiender Quälgeist - ganz so wie einst ihr Bruder. Mutter Abby dreht langsam aber sicher durch - sie will die ganze Schreifarce nicht noch einmal durchmachen. Und sowieso geht irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu: Der Hund stirbt nach einem Spaziergang mit Joshua - was nicht der einzige Todesfall bleiben soll. Doch wieso ist Joshua so gelassen bei dem ganzen Chaos, das um ihn herum herrscht?
Damien trifft auf Rosemarys Baby und erzeugt einen neuen Gruselthriller namens Joshua. Hier wird zwar das Rad nicht neu erfunden und einige Stellen sind arg vorhersehbar - doch trotzdem macht der Film Spaß, unterhält einen über die gesamten 108 Minuten. Die Darsteller sind durchweg überzeugend: Sam Rockwell als sympathischer, fürsorglicher und liebender Familienvater Brad, Vera Farmiga als Nervenwrack Abby - und allen voran Jacob Kogan als perfider Joshua. Selten hat ein Junge so überzeugend emotionslos gespielt - sein "Mommy, Daddy, I love you" wird in der Filmgeschichte wohl niemals so eisig geklungen haben wie in diesem Film. Am Ende des Films überzeugt er sogar als süßer Sänger am Klavier. Dazwischen findet man bewährte Gruselelemente, wohl dosierte Schocks - und am Ende dann doch noch eine kleine Überraschung. Wer die Omen-Trilogie und den besagten Polanski-Klassiker verehrt, sollte einen Blick riskieren. Doch auch Nicht-Horror-Freunde sollten ihren Spaß haben. Insgesamt gebe ich
7 von 10 Punkten.
Link mit Fotos, Interviews und Trailer unter:
http://www.foxsearchlight.com/joshua/
Ein Bild findet ihr ebenfalls im Anhang. (geht nicht, da angeblich beschädigt - stimmt aber gar nicht)
Als Centerpiece und somit quasi als Herzstück des Festivals lief das visionäre argentinische Werk
La Antena:
Wir befinden uns in der Stadt ohne Stimme im Jahre XX: Der allmächtige Mr. TV hat den Menschen ihre Stimmen geraubt - es bleiben lediglich ihre Worte vorhanden, die im Film mit Hilfe manipulierbarer Sprechblasen dargestellt werden. Doch TV will die totale Manipulation, denn selbst mit Worten könnte man ja noch aufmüpfig werden. So benötigt er das vermeintlich einzige Wesen mit Stimme - die Sängerin "La voz" - und eine Maschine, mit deren Hilfe während eines Boxkampfes die Fernsehzuschauer in einen tiefen Schlaf verfallen sollen, um ihnen die Worte zu entziehen. La voz muss also entführt werden. Doch Mr. TV ahnt zunächst nicht, dass es einen weiteren Menschen mit Stimme gibt, der die Manipulation stoppen kann: Der Sohn von "La voz" - der Junge ohne Augen.Ein entlassener Fernsehmechaniker versucht mit Ex-Frau und Tochter Ana nicht nur den kleinen Jungen, sondern auch die Stadt ohne Stimme zu retten.
Revolutionäre Filmbilder treffen auf eine dünne, von Symbolen nur so überstrotzende Geschichte: Der Film ist in ästhetischen, sensationellen Schwarz-Weiß-Bildern optisch ein echter Hingucker. Hinzu kommt die nette Idee, den Film quasi als Stummfilm mit wenigen Ausnahmen dem Publikum zu präsentieren. Die Sprechblasen werden von den Figuren manipuliert, die Stadt erwächst aus Buchseiten. Die Geschichte weiß jedoch nicht zu überzeugen. Zu plakativ erscheint die Manipulation, zu aufdringlich die Symbolik. So fesselt der böse Mr. TV La voz auf einem Hakenkreuz, während der Junge ohne Augen als möglicher Retter der Stadt auf einem Davidsstern liegt. So trägt der Mechaniker eine Mütze mit Hammer und Sichel und der Junge ohne Augen einen Helm mit der Aufschrift "CCCP". Auch die Darsteller wirkten mäßig auf mich. Der Hingucker und -hörer bleibt in jeder Hinsicht die Sängerin "La voz", der Sprechpart des Jungen ohne Augen beschränkt sich fast ausschließlich auf "Mama, estás allí?" (Mama, bist du da?). Der Film kommt einem doch deutlich länger vor als er eigentlich ist. Auf Grund der sensationellen Optik möchte ich dennoch
6 von 10 Punkten verteilen.
Weitere Infos, Trailer etc. unter:
http://www.laantena.ladoblea.com/
Der dritte und letzte Film des gestrigen Abends war dann die angesprochene Zombie-Komödie
Fido.
Timmy Robinson (K'Sun Ray) hat es nicht leicht: Er hat keine Freunde und erfährt in der Familie wenig Liebe. Da trifft es sich gut, dass sich seine Mutter dazu entschließt, einen Familienzombie anzuschaffen. Diese können nämlich seit des Kriegs der Menschen gegen die Zombies mit Hilfe eines speziellen Halsbandes domestiziert und als Haushaltshilfe, Zeitungsjunge, Fabrikarbeiter oder auch als neue Lebensgefährtin eingesetzt werden. Endlich findet Timmy in Fido einen Freund und Spielkameraden. Doch eine Nachbarin beschädigt das Halsband - und muss dafür als Fidos Futter herhalten. Doch Timmy will Fido nicht wieder hergeben und muss die Tat vertuschen und das Halsband reparieren lassen. Da ist natürlich ein Nachteil, dass in der Nachbarschaft gerade der neue Zomcom-Sicherheitsbeauftragte samt Familie eingezogen ist. Zomcom ist die Firma, die sämtliche Zombies unter Kontrolle hält - oder einfach durch Kopfschuss (erneut) tötet - quasi eine Bundeswehr oder Polizei für Zombie-Zwischenfälle...
Fido ist eine herrliche schwarze Komödie, die dem ausgelutschten Zombie-Genre neues Leben einhaucht. Das perfekte Leben in dieser sterilen Kleinstadt wird persifliert, die Zombieauftritte sind jedes Mal sehenswert - ob als dusselige Zeitungsjungen oder als mordende Untote. K'Sun Ray als Timmy ist der Sympathieträger Nummer 1, von dessem guten Herz sich auch Fido anstecken lässt - auch ohne Halsband! Und auch die vernachlässigte Mama freut sich über Fidos Anwesenheit - schließlich scheint der Zombie das Interesse an ihr zu haben, das ihr vertrottelter Ehemann schon seit Jahren verloren hat. Obwohl ich nicht immer Zombie-Fan bin, wird man in diesem Film einfach durch und durch gut unterhalten. Horror, Gesellschaftskritik und viiiiiel Humor machen den Film zu einem echten Erlebnis. Und dass K'Sun Ray süß ist, versteht sich von selbst :-).
8,5 von 10 Punkten.
Infos, Bilder, Trailer unter:
http://www.fidothefilm.com/