Der dreizehnte Sommer
von Clarence Steven Turner
OT
A Measure of Dust
ISBN 3498064649
Eine Internatsschule, romantisch inmitten hügeliger Waldungen am Mississippi
gelegen, ein Tageslauf, der mit einem kurzen Morgengebet beginnt und mit einem
langen, meist viel zu langen Abendgebet endet, dazwischen Schulunterricht,
Streiche, Raufereien, Schwimmen und Baseball - das ist die schöne und behütete
Welt, in der Mark Torrance heranwächst. Doch eines Tages wird dem munteren,
aufgeweckten Dreizehnjährigen eröffnet, daß sein Aufenthalt in diesem Paradies
gefährdet ist, weil seine Eltern mit dem Schulgeld im Rückstand sind. Mark
soll zu ihnen nach Jackson fahren und ihnen einen Mahnbrief überbringen. Da
er die Busfahrt nicht bezahlen kann, darf er, zum erstenmal in seinem Leben,
trampen. Erwartungsvoll, mit 55 Cent in der Tasche und einem kleinen braunen
Koffer in der Hand, macht er sich auf den Weg.
Die Fahrt nach Jackson wird für Mark zu einem entscheidenden Erlebnis. Aufregende
Abenteuer und verwirrende Eindrücke erfüllen ihn mit Staunen, Angst und Glück. Auf
staubigen Landstraßen, am Rande sonnenverbrannter Baumwollfelder, in öden Rast-
stätten und abgelegenen Behausungen begegnet er einer neuen, ungeahnten Wirklichkeit
voller Enttäuschungen, aber auch voller wunderbarer Verheißungen. Das Zusammentref-
fen mit Fremden, die dem zutraulichen und verständigen jungen unwillkürlich ihre Nöte
und Geheimnisse enthüllen, Ereignisse, die mit der Gewalt eines Sturzbachs über ihn her-
einbrechen, das traurige Wiedersehen mit den Eltern, deren Ehe an der Arbeitslosigkeit
des Vaters zu scheitern droht, und schließlich das ersehnte Zusammensein mit der
vierzehnjährigen Geraldine, der er am Anfang seiner Fahrt begegnet ist und die ihn
auf der Rückreise zum Internat erwartet - jede dieser Erfahrungen führt Mark einen
Schritt weiter in die Welt der Erwachsenen, in die er mit banger Neugier und klopfenden
Herzens eintritt.
Mit seltener Eindringlichkeit beschreibt der amerikanische Autor in dieser Geschichte
eines intelligenten und sensiblen jungen, der von der Kindheit Abschied nimmt, jene
Phase des Lebens, in der die Welt neu ist, in der alles möglich und alles aufregend
erscheint. Ein sympathisches, menschlich ergreifendes Buch vom Aufbruch eines jungen
Menschen ins Leben, von den Hoffnungen und Zweifeln, den heimlichen Freuden und
Schmerzen des Erwachsenwerdens, und zugleich eine zarte, unsentimentale Liebesgeschichte.
The New York Times: «In diesem Buch ist genug Sonnenschein und Wärme, um die Dunkelheit
des Lebens zu vertreiben. Ein Roman, dessen Aufrichtigkeit und Wärme den Leser anrühren.»
Dallas Morning News: «Steven Turner demonstriert in diesem bewundernswerten Buch, daß
es für den Roman kein geeigneteres Thema gibt als das Erwachen und das Reifen des
Bewußtseins junger Menschen. Wie Mark Twains Huck Finn gehört Turners dreizehnjähriger
Mark Torrance zu den sensiblen, nachdenklichen, aber beherzten Menschen.»
Und hier noch das Titelbild von meiner Ausgabe
Und noch eine Leseprobe :
«Wo willst du hin, Kleiner?»
Ich drehte mich überrascht um. Ich hatte ein paar Minuten
lang nur den Verkehr im Auge gehabt. Vor mir stand einer
der beiden Collegeboys.
Ich sagte, «Hallo. Ich will nach Jackson.»
«Hast du was zu rauchen?»
«Wie bitte? Ach so, nein, leider nicht. Ich rauche nicht.»
Er war vielleicht zwanzig, sehr groß und recht gut ange-
zogen. Im Gesicht hatte er einige kleine Pockennarben, und
wenn er sprach, strich er sich mit den Fingerspitzen immerzu
über ein großes Muttermal auf der Wange.
Er fragte, wo ich herkäme. Als ich antwortete, aus Wes-
ley, nickte er. «Ich dachte mir, daß du noch zur Schule gehst.
Das ist aber ein hübscher Koffer, den du da hast.»
«ja, danke, der ist prima. Aber er gehört eigentlich nicht
mir, sondern meinem Daddy. Und er riecht so gut und ist
innen ganz mit rotem, weichem Leder gefüttert.»
«Hör zu, Kleiner, ich und mein Kumpel da drüben haben
uns so unsere Gedanken über dich gemacht.»
«Ach, wirklich?»
« Jaa. Und wir kamen zu dem Schluß, daß es uns kein
bißchen in den Kram paßt, daß du uns deinen Hintern hier
einfach so vor die Nase pflanzt.»
Ich wurde rot. «O Gott, daran hab ich überhaupt nicht
gedacht.»
«Es wird Zeit, daß du anfängst zu denken, Baby. Es gibt
Spielregeln. So ist das nun mal. Wer zuerst kommt, mahlt
zuerst - das ist das Gesetz der Straße.»
Ich nickte. «Klar. So muß es auch sein.»
Es war mir wirklich sehr peinlich, daß ich eine so gewich-
tige Regel nicht gekannt hatte. Wie dumm von mir! Und jetzt
dachte dieser Bursche auch noch, ich sei noch nie per Autostop
gereist. Ich griff nach meinem Koffer und ging hinter ihm her,
wobei meine Füße den roten Schotterstaub aufwirbelten. Sein
Kumpel war sehr klein. Er trug das Haar fest an den Kopf