Nachdem ich mir gestern die Aufzeichnung dieses Films angeschaut habe, auch von mir einige Bemerkungen.
Die Meinungen gehen hier ja auseinander, aber ein interessanter Film kann halt die Gemüter auch mal spalten.
Und ich finde, bei "Bastard" handelt es sich um einen interessanten Psycho-Thriller.
Die letzten recht negativen Kritiken kann ich nicht so recht nachvollziehen.
Ich gehe eher mit shane, Damiano und Brundibar konform, sie hatten ihre Meinungen bereits am Anfang des Threads kund getan.
Es werden hier neue Wege in einem Psycho-Thrillers beschritten, die möglicherweise dazu führen, dass der eine oder andere Zuseher mehr verwirrt ist als in die Handlung einbezogen wird.
Die Geschichte wird aus einer gewissen Distanz erzählt, mitunter gar fast dokumentarisch anmutend.
Ich denke, das wurde bewusst so inszeniert, um den Zuschauer selbst in die Verantwortung zu nehmen, er soll selbst darüber nachdenken, was warum geschieht.
Bestimmte Details, die allerdings für Handlung und Verständnis des Filmes unwesentlich sind, werden ausgelassen, so z.B. wie Leon entdeckte, dass er adoptiert wurde.
Die Motive von Leons Handeln werden aber sehr schnell klar. Der Filmtitel deutet ja schon einges an.
Spätestens als Leon sehr aufdringlich in Nikolas Familie eindringt und zu Nikolas Mutter sagt: "Weißt Du, wer ich bin", sollte der Zuschauer wissen, was Leon antreibt.
Letzte Gewissheit gibt die distanzierte Befragung von Leons Adoptiveltern, bei der die soziale Kälte in dieser Familie förmlich aus den Bildern trieft.
Sicher, es gibt hier und da Momente, die etwas konstruiert und unreal erscheinen, wie die inszenierte Geburtstagsparty für Leon, was mir jedoch im Gesamteindruck der Handlung nicht wirklich störend erscheint.
Und wer genau hinschaut, kann auch gesellschaftskritische Momente finden, wenn diese auch nicht explizit herausgearbeitet worden sind.
Wie ich schon erwähnte, der Zuschauer soll nach meinem Empfinden selbst zum Denken aufgefordert werden.
Zu den schauspielerischen Leistungen:
Von Markus Krojer bin ich wieder einmal beeindruckt. Ich finde, er hat diese "diabolische" Rolle sehr gut verstanden, glaubhaft darzustellen.
Und deshalb habe ich nach Jahren auch mal wieder meinen Avatar gewechselt
In diesem Zusammenhang zum diskutierten Altersproblem. Leon durfte nicht älter als 13 sein, das wird aus der Handlung klar, wurde hier ja auch schon erwähnt.
Ich habe mal überlegt, welchen der aktuellen Jungdarsteller im "richtigen" Alter diese Rolle hätten glaubhaft spielen können? Mir ist noch keiner eingefallen.
Antonia Lingemann als Mathilda hat mich allerdings wenig überzeugt. Mathilda müsste eigentlich ein trauriges, traumatisiertes Mädchen sein.
Das aufgekratzte Spiel von Antonia wirkt aufgesetzt. Ob das vom Regisseur so gewollt wurde, weiß ich natürlich nicht, wenn ja, dann weiß ich (noch?) nicht was er damit bezweckte.
Technisch gesehen habe ich festgestellt, dass einige Dialoge - wie leider oft in aktuellen Filmen - zu leise sind im Vergleich zur Hintergrundmusik, die ich übrigens sehr passend und gut finde.
Mein Fazit:
Kein Jahrhundertwerk aber durchaus ein sehenswerter Film über den man etwas nachdenken sollte.
„Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.“
(Albert Einstein)